Flügel auf, Augen auf: Tagpfauenauge
Was flattert da durch die noch winterkahlen Beete? Ein Schmetterling? Es ist ein Tagpfauenauge. Eine der bekanntesten Arten in unseren Gärten. Auf der Unterseite sind die Flügel unscheinbar dunkel, so ist er perfekt getarnt. Kommt doch ein Vogel oder ein anderer Schmetterlingsfresser dem Falter zu nahe, klappt er mit einem schnellen Flügelschlag die »Augen« auf – die Flecken auf den Flügeln lassen ihn aussehen wie ein kleines Monster. Für uns Menschen kein Schreck, sondern ein schöner, schillernder Anblick.
Tagpfauenaugen überwintern als ausgewachsener Schmetterling, deswegen gaukeln sie auch schon so früh im Jahr durch unsere Gärten. Die meisten Schmetterlinge machen das anders, sie überwintern als Ei oder Raupe oder Puppe in oder an Pflanzenstängeln.
Eine dritte Variante gibt es noch: Manche Schmetterlinge halten es wie Zugvögel. Sozusagen Zugschmetterlinge, auch Wanderfalter genannt. Der Admiral zum Beispiel. Oder die Distelfalter. Sie überwintern in Südeuropa teils sogar in Afrika und fliegen im Frühjahr nach Norden, bis nach Skandinavien. Nicht einer am Stück, sondern etappenweise: die Tiere legen unterwegs Eier und die nächste Generation fliegt weiter. Im Juli im hohen Norden dreht sich dieser Etappenlauf dann um.
Wie das Pfauenauge leben auch Kleiner Fuchs und Zitronenfalter, C-Falter und Trauermantel: Sie überwintern in ihrer fertigen Faltergestalt, im Gartenschuppen, am Fuß von Bäumen im warmen Laub oder auch in Vogelnistkästen. An den ersten warmen Tagen im Februar, März, wenn der Winter das Zepter an den Vorfrühling übergibt, können sie gleich losfliegen. Gut, dass auch Weiden sehr früh blühen und Löwenzahn: sie bieten Lieblingsnektar für die Pfauenaugen. Satt und gestärkt starten die dann zur Paarung. Vor allem die Männchen sind heiß auf Dates, sie flattern allem hinterher, was aussieht wie ein Weibchen. Geht manchmal schief und es war ein anderes Männchen. Dann gibt’s kleine Schmetterlingskämpfe. Die Weibchen warten einfach ab, bis einer bei ihnen landet. So schonen sie ihre Energie für den Nachwuchs: mehrere hundert Eier legt ein Weibchen. Dafür sucht sie sich ein schönes Brennnessel-Gestrüpp. Denn die schwarz-glitzernden Raupenkinder fressen nichts anderes als Brennnesseln. Weswegen diese von menschlicher Seite eher ungeliebte Pflanze in jedem Schmetterlingsgarten ihren festen Platz verdient hat.
Vom Ei bis zum neuen Schmetterling dauert es nur wenige Wochen, und so gibt es oft zwei Generationen Pfauenaugen im Jahr.
Im Herbst suchen die erwachsenen Falter dann einen Platz für den Winter. Manch einem erscheinen dabei auch menschliche Wohnungen als gutes Versteck. Ist es aber nicht. Wenn wir anfangen zu heizen, erwachsen die Schmetterlinge, weil sie denken: »Juchee, Frühling.« Finden aber nichts zu essen, verhungern oder vertrocknen. Ein Tagpfauenauge im Haus sollten wir deshalb vorsichtig einfangen und nach draußen bringen, am besten direkt in den Totholzhaufen oder eine andere wilde Ecke. Wenn es draußen kalt ist, mögen Schmetterlinge nicht viel fliegen. Das machen sie umso lieber am ersten warmen Vorfrühlingstag.